Die neurologischen Ursachen von Schlafstörungen bei ADHS: Ein Blick in das Gehirn.
Viele Eltern von Kinder mit ADHS kennen das: Abends ins Bett gehen ist ein Drama. Während Geschwister schon wegdösen, liegt das ADHS-Kind wach. Voller Gedanken und innerer Unruhe.
Aber warum genau? Die Antwort liegt im Gehirn – und die ist spannender, als man denkt.
Die Forschung zeigt: Bei ADHS arbeiten bestimmte Gehirnnetzwerke anders als bei Kindern ohne ADHS. Es betrifft vor allem die Bereiche, die Aufmerksamkeit, Motivation und Impulskontrolle steuern.
- Die neurologischen Ursachen von Schlafstörungen bei ADHS: Ein Blick in das Gehirn.
- Was im Gehirn von Kindern mit ADHS passiert
- Warum manche sagen, ADHS sei eine "Modekrankheit"
- Von Gehirnprozessen zu Verhalten bei Kindern mit ADHS
- Unterschiede in der Gehirnfunktion (ADHS vs. RLS)
- Prävalenz-Zahlen aus Studien
- Fazit
Was im Gehirn von Kindern mit ADHS passiert
Botenstoffe (Neurotransmitter)
Bei Kinder mit ADHS sind vor allem Dopamin und Noradrenalin weniger wirksam.
Diese Stoffe sind entscheidend für:
- Fokus & Aufmerksamkeit
- Belohnung & Motivation
- Impulskontrolle
Ergebnis: Kinder mit ADHS springen schneller von einer Sache zur nächsten und tun sich schwer, „dranzubleiben“.
Eltern-Tipp: Kleine, sofortige Belohnungen:
- Nach 10 Minuten Hausaufgaben gibt es 5 Minuten Toben oder ein kleines Spiel.
- Wenn das Kind sich rechtzeitig fürs Bett fertig macht, darf es noch eine Gute-Nacht-Geschichte auswählen.
- Nach erledigter Aufgabe ein Sticker ins Belohnungsheft → nach 5 Stickern gibt’s eine kleine Überraschung (nicht erst nach Wochen).
Entwicklungsgeschwindigkeit
Das Gehirn von ADHS-Kindern ist nicht „falsch“, sondern manchmal einfach langsamer in der Reifung – z. B. im Stirnhirn. Viele holen das später auf.
Gehirnregionen im Fokus
MRT-Studien zeigen Unterschiede in:
- Präfrontaler Kortex (Stirnhirn): steuert Planung & Selbstkontrolle → bei ADHS oft weniger aktiv.
- Basalganglien & Kleinhirn: wichtig für Bewegung & Motivation → Reizverarbeitung läuft anders.
- Default Mode Network (Ruhemodus-Netzwerk): bei ADHS oft überaktiv → Gedanken schweifen leichter ab.
Reizverarbeitung
Das ADHS-Gehirn liebt sofortige Reize: schnelle Spiele, Bildschirme, Action. Langfristige Ziele wie Hausaufgaben sind dagegen schwerer zu motivieren.
Eltern-Tipp: Aufgaben in kleine Schritte teilen:
- Statt „Zimmer aufräumen“ → 1. Lego-Steine in die Box, 2. Bücher ins Regal, 3. Kuscheltiere aufs Bett.
- Statt „Hausaufgaben machen“ → 1. Matheaufgabe 1–3, 2. kurze Pause, 3. Matheaufgabe 4–6.
- Statt „für den Test lernen“ → heute nur Vokabeln von A–F, morgen G–M.
Warum manche sagen, ADHS sei eine „Modekrankheit“
Früher nicht so bekannt: ADHS wurde schon im 19. Jahrhundert beschrieben, aber nicht ernst genommen. Kinder galten als „zappelig“ oder „faul“.
Heute mehr Diagnosen: durch bessere Aufklärung und Diagnostik wird ADHS häufiger erkannt – besonders bei Mädchen.
Veränderte Gesellschaft: Längeres Sitzen und Fokussieren in der Schule → Symptome fallen stärker auf.
Missverständnisse: Manche halten ADHS für „eine Ausrede“. Fakt ist: ADHS ist genetisch & neurobiologisch klar belegt..
Überdiagnosen? Ja, es gibt Unterschiede zwischen Regionen – aber die Wissenschaft spricht klar von besserer Erkennung, nicht von Mode
Fazit: ADHS ist keine Modekrankheit, sondern eine reale, gut erforschte neurobiologische Störung.
Von Gehirnprozessen zu Verhalten bei Kindern mit ADHS
Viele Gedanken gleichzeitig
Das Gehirn filtert Reize schlechter → es kommt alles gleichzeitig rein.
Schneller als die Sprache
Der Kopf läuft schneller als der Mund → impulsives Reden, Themenwechsel.
Von A nach B nach C und zurück
Das Belohnungssystem liebt Neues → Hausaufgabe (A) → Spielzeug (B) → Ausflugsidee (C) → zurück zu A.
Emotionen & Impulse
Gefühle kommen oft direkt und ungefiltert raus – von Wutausbruch bis Jubelschrei.
Innere Unruhe
Auch wenn das Kind still sitzt, fühlt es sich innen wie „ein Motor, der nicht ausgeht“.
Unterschiede in der Gehirnfunktion (ADHS vs. RLS)
Ohne ADHS:
Stell dir vor, du hast einen Browser offen mit genau dem Tab, den du gerade brauchst. Volle Konzentration. Du kannst dich auf die eine Seite konzentrieren, die Ladezeiten sind kurz, und du schließt alte Tabs
Mit ADHS:
50 Tabs, manche blinken, manche spielen Musik, alle wollen Aufmerksamkeit. Du willst Hausaufgaben machen (Tab 1), aber plötzlich ploppt ein Video (Tab 27) oder ein Gedanke an den letzten Ausflug (Tab 42) auf. Dein Gehirn springt von Tab zu Tab, bevor du etwas in Ruhe beenden kannst.
Was das Kind dabei erlebt Überforderung: Es ist schwer zu entscheiden, welcher Tab wirklich wichtig ist.
Ablenkung: Jeder neue Reiz wirkt spannender als der aktuelle.
Unruhe: Auch wenn das Kind sitzt, fühlt es sich im Kopf an, als würden alle Tabs gleichzeitig arbeiten.
Aber auch: Kinder mit ADHS sind extrem kreativ, sehen Verbindungen, die andere übersehen, und können im Hyperfokus überraschend konzentriert sein.
Wächst man aus ADHS raus?
Teilweise ja, teilweise nein.
Bei manchen bessern sich die Symptome, bei anderen bleibt ADHS bestehen – oft mit verändertem Gesicht.
Warum es besser wird
Gehirnreifung: Stirnhirn wird bis ins junge Erwachsenenalter „fertig“.
Kompensation: Routinen & Hilfsmittel helfen.
Umfeld: Erwachsene können sich passendere Jobs & Strukturen suchen
Warum es bleibt – nur anders
Hyperaktivität → innere Unruhe.
Konzentrationsprobleme & Organisation bleiben.
Viele Erwachsene sind unentdeckt, da früher kaum Diagnosen gestellt wurden

Prävalenz-Zahlen aus Studien
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ist weltweit eine der häufigsten psychiatrischen Störungen im Kindes- und Jugendalter und betrifft durchschnittlich etwa 5–7% aller Kinder und Jugendlichen . Jungen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Mädchen.
In Deutschland liegt die Prävalenz bei Kindern und Jugendlichen zwischen 4 und 6%, auch hier sind Jungen etwa viermal so häufig diagnostiziert wie Mädchen.
Im Erwachsenenalter nimmt die Häufigkeit ab, bleibt aber bedeutsam: Weltweit leiden etwa 2,5–3,5% der Erwachsenen an ADHS, in Deutschland sind es je nach Studie 3 bis 5% der erwachsenen Bevölkerung.
Bei ungefähr 60% der betroffenen Kinder bleiben ADHS-Symptome auch im Erwachsenenalter bestehen, wobei das klassische Symptomprofil sich mit dem Alter häufig verändert.
Die Prävalenzzahlen schwanken je nach Diagnosekriterien und Untersuchungsmethode, was Unterschiede zwischen einzelnen Studien und Ländern erklärt.
Fazit
Fazit:
ADHS ist keine Ausrede und keine Modeerscheinung – sondern eine neurobiologische Realität. Es verschwindet nicht einfach – es verändert nur sein Erscheinungsbild.
Das Gehirn von ADHS-Kindern arbeitet anders. Verstehen Eltern diese Unterschiede, können sie ihren Kindern helfen, besser mit Schlaf, Alltag und Gefühlen umzugehen.
Rechtlicher Hinweis
Dieser Beitrag ersetzt keine Diagnose. Er hilft dir, gezielt nachzufragen und Untersuchungen einzufordern.
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